Heinrich von Kleist

Heute gilt Heinrich von Kleist als moderner Charakter. Zeit seines Lebens galt er jedoch als Außenseiter des literarischen Betriebes. Charakteristisch für das Schaffen des märkischen Adeligen ist das gesellschaftliche Reformdenken, das weit über die Vorstellungskraft seiner Zeitgenossen hinaus ging. Mit dazu beigetragen dürften auch die instabilen Lebensverhältnisse, die ihn spätestens ab dem Zeitpunkt begleiteten, als er den Militärdienst in der preußischen Armee absolvierte. In seinem späteren Leben blieb Heinrich von Kleist ein Nomade, der in seinem literarischen Werk menschliche Bindungen und deren Scheitern auf extreme Art erzählt.

Der junge Heinrich von Kleist

Heinrich von Kleist wurde am 10. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder als Sohn des pommerschen Uradeligen Joachim Friedrich von Kleist geboren, der hier als Staatskapitän beim Militär diente. Heinrich von Kleist entstammt dessen zweiter Ehe mit Juliane Ulrike von Pannwitz.

Nachdem der Vater anno 1788 verstorben war, übernahm der reformierte Prediger Samuel Heinrich Catel Heinrich von Kleists Erziehung. Dieser machte den jungen Adeligen vermutlich auch mit den Werken der klassischen Dichter und der zeitgenössischen Philosophen vertraut. Getreu der Familientradition trat Heinrich von Kleist 1792 beim 3. Bataillon des Potsdamer Garderegiments ein und nahm sowohl am Rheinfeldzug als auch bei der Belagerung der Mainzer Republik teil. Obwohl Kleist am Sinn des Soldatentums zweifelte, blieb er beim Militär, nutzte die freie Zeit für philosophische Studien und wurde 1797 sogar zum Leutnant befördert. Das elterliche Rittergut verkaufte die Familie im selben Jahr. Heinrich von Kleist erhielt ein Siebtel aus dem Verkaufserlös von 30.000 Talern, nachdem er 1801 volljährig geworden war. Den Militärdienst quittierte er schließlich 1799, weil Heinrich von Kleist ein Studium aufnehmen wollte.

Ein unruhiges Leben

Ab April 1799 studierte Heinrich von Kleist in Frankfurt an der Oder Mathematik, Physik, Latein, Kulturgeschichte sowie Kameralwissenschaften. Das Buchwissen, das er während des Studiums erwarb, reichte Heinrich von Kleist jedoch nicht aus. Deshalb brach er das Studium bereits nach drei Semestern ab und trat eine Stelle im preußischen Wirtschaftsministerium an. Dies machte er jedoch nur, weil die Familie seiner Verlobten, Wilhelmine von Zenge, auf einer gesicherten Anstellung bestand.

Zusammen mit Schwester Ulrike reiste Heinrich von Kleist im Frühjahr 1801 nach Paris und beschäftigte sich dort mit den Werken der französischen Aufklärung. Er beschloss daraufhin, ein bäuerliches Leben zu führen und zog zunächst nach Thun in der Schweiz. Mit seiner Verlobten kam es aufgrund dieser Entscheidung zum Bruch.

Zwischenzeitlich hatte er mehrere Werke, wollte an der Seite der Franzosen gegen England kämpfen, wurde jedoch von einem Bekannten zur Rückkehr nach Deutschland überredet. Er nahm Mitte 1804 eine Anstellung als Beamter im Vorbereitungsdienst in Königsberg auf, vollendete währenddessen den "Zerbrochenen Krug" und arbeitete parallel dazu an vier weiteren Werken. Als Heinrich von Kleist im Januar 1807 nach Berlin reiste, weil er fortan seinen Lebensunterhalt als Dramatiker bestreiten wollte, wurde er von den Franzosen als Spion verhaftet. Während der Haft im Kriegsgefangenenlager Châlons-sur-marne dürfte die Novelle "Marquise von O" entstanden sein.

Die letzten Jahre

Nach der Entlassung reiste Heinrich von Kleist nach Dresden, wo er führende Persönlichkeiten seiner Zeit kennenlernte. Darunter Adam Heinrich Müller, mit dem er die Literaturzeitschrift "Phöbus" herausgab. Zwei Jahre später betätigte sich Heinrich von Kleist in Berlin als Herausgeber der "Berliner Abendblätter" in welchen er auch selbst publizierte. Weil seine Publikationen teilweise verboten wurden und Kleist deshalb keine Festanstellung finden konnte, entschloss er sich zum Suizid und ging seinen letzten Weg zusammen mit der krebskranken Henriette Vogel. Am 21. November 1811 erschoss er zunächst sie, dann sich selbst am Ufer des Kleinen Wannsees. Weil Suizid gesellschaftlich geächtet war, wurden die beiden Leichen am Ort des Selbstmordes begraben. Der Grund: Die Kirche als Verwalterin sämtlicher Friedhöfe verbot die Bestattung in geweihter Erde.


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