Gottfried Semper

Es gibt wohl keinen Baumeister oder Architekten, der das Gesicht Dresdens so nachhaltig geprägt hat, wie der gebürtige Hamburger Gottfried Semper. Der Architekt und Kunsttheoretiker verstand seine Arbeit selbst als logische Weiterführung der künstlerischen Grundsätze, die während der italienischen Renaissance gegolten hatten. Heute wird er eher als Vertreter von Historismus und Neorenaissance betrachtet, der die moderne Theaterarchitektur begründet hatte.

Der junge Gottfried Semper

Gottfried Semper wurde als fünftes Kind des wohlhabenden Wollfabrikantenpaares Gottfried Emanuel und Johann Marie Semper am 29. November 1803 in Hamburg geboren. Nach der schulischen Ausbildung, die er an der Schule in Altona und am Hamburger Johanneum absolvierte, studierte er Mathematik und Geschichtswissenschaft an der Göttinger Universität. 1825 versuchte er, bei den Düsseldorfer Hafen- und Wasserbauten zu bekommen - allerdings erfolglos. Deshalb schrieb er sich an der Kunstakademie München in der Architektenklasse ein, jedoch ohne das Studium ernsthaft zu betreiben.

Stattdessen unternahm Gottfried Semper 1826 ausgedehnte Wanderungen durch Deutschland. Während der Reise duellierte er sich und musste deshalb nach Paris fliehen. Dort konnte er für die beiden Architekten Franz Christian Gau und Jakob Ignaz Hittorff arbeiten und fertigte dabei mehrere Studienentwürfe an. Zwei Jahre später fand er eine Anstellung beim Bremerhavener Hafenbau, kehrte aber schon 1829 zu einem Studienaufenthalt nach Paris zurück.

Nach der Julirevolution reiste er nach Italien und Griechenland, wo er die antiken Bauwerke studieren wollte. Dort interessierte ihn vor allem der Aspekt, ob Griechen und Römer ihre Bauwerke bemalt hatten. Die Rekonstruktionen, die er während dieser Reise machte, flossen in die späteren Entwürfe für Bauten in Dresden und Wien ein.

Die Berufung nach Dresden

Durch die Vermittlung von Franz Christian Gau und auf die Empfehlung von Karl Friedrich Schinkel hin wurde Gottfried Semper zum Professor für Baukunst an der Dresdener Akademie der bildenden Künste berufen, die Amtseinführung erfolgte am 30. September 1834. Weil er den Untertaneneid an König Anton dem Gütigen leistete, wurde Semper zugleich sächsischer Staatsbürger. Von Anfang an war er hier gesellschaftlich verankert, weil er nicht nur Direktor der Dresdner Bauschule war, sondern auch Mitglied einer Freimaurerloge und des Sächsischen Kunstvereins wurde.

Semper prägt das Gesicht der Stadt

Erste Entwürfe zur Erweiterung des Zwingers und für ein Hoftheater legte Gottfried Semper 1837 vor. Während die Pläne für den Zwinger zwar mehrfach überarbeitet, jedoch nie umgesetzt wurden, öffnete das Königliche Hoftheater bereits 1841 seine Pforten. Weil 1846 beschlossen wurde, den Zwinger nicht zu erweitern, sondern eine Galerie anzuschließen, bereiste Semper Italien, um dort Inspirationen zu sammeln. Er begann mit den Bauarbeiten 1847, konnte sie jedoch nicht vollenden. Denn Weil Gottfried Semper, der 1830 bereits mit den französischen Revolutionären sympathisiert hatte, am Dresdner Maiaufstand teilnahm, musste er 1849 aus der sächsischen Hauptstadt fliehen. Zuvor hatte er neben seinen großen Auftragsarbeiten aber noch weitere Projekte wie das Maternihospital oder das Stadtpalais Oppenheim.

Gottfried Semper und die Revolution

Während des Maiaufstandes kämpfte Gottfried Semper an der Seite Richard Wagners für bürgerliche Rechte. Nachdem der Aufstand am 9. Mai 1849 gescheitert war, floh Gottfried Semper zunächst nach Würzburg, später nach Paris und London, allerdings ohne seine Familie. Der Architekt wurde insgesamt 16 Jahre lang steckbrieflich gesucht. Eigentlich wollte er nach Amerika auswandern, erhielt dann aber eine Anstellung an der School of Designs.

London, Zürich und Wien

Nachdem Gottfried Semper einige Bauprojekte in London verwirklichen konnte, arbeitete er ab 1855 für die Schweizerische Eidgenossenschaft, unter anderem entstand das Polytechnikum nach seinen Entwürfen. Weil Gottfried Semper ab dem Ende der 1860er Jahre zahlreiche Aufträge aus Wien erhielt, siedelte er 1871 in die Hauptstadt des Habsburgerreiches um. Hier verwirklichte Semper unter anderem einen neuen Thronsaal, das Kunsthistorische sowie das Naturhistorische Museum. Semper verstarb am 15. Mai 1879 während einer Italienreise und wurde in Rom bestattet.


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